Alpenclub-Sommerwanderung oder die wunderbare Metamorphose vom Rainman zum Sonny-Boy

Der Aktuar des Alpenclubs, stiller Schaffer hinter den Kulissen, übernimmt auch hie und da das Amt des Tourenleiters, jedoch wettermässig jeweils ohne glückliches Händchen: Mal versinkt die Wanderung im Regen, mal marschieren wir im Nebel (während in Winterthur die Sonne scheint!) oder wir suchen den Vollmond… doch aller guten Dinge sind drei: Bei der diesjährigen Sommerwanderung verheisst Meteo folgendes: „Sonnig und heiss“.

17 Clubmitglieder finden sich morgens am Bahnhof Pfungen ein, um über Zürich – Olten – Langenthal – Huttwil – Zell LU – Luthern ins Napfgebiet zu reisen, verheisst die ausgeschriebene Wanderung doch „Ahorn und Fritzeflue, die Wächter am Tor des Napf“. Der Wanderleiter stösst ab Zürich HB zur Gruppe. Erfahrene ACPler wissen, wenn das Wetter diesmal stimmt, braut sich anderes Ungemach zusammen… So war es: Aus betrieblichen Gründen verkehrte der ICN nicht im Tiefbahnhof, sondern oberirdisch, sodass die Gruppe zuerst am falschen Bahnsteig wartete und der am richtigen Perron wartende Tourenleiter seine Schäfchen nicht fand. Drei Minuten vor Abfahrt kamen sie aus dem Untergrund herbeigeeilt. Offenbar handelte es sich beim Zug um eine Ersatzgarnitur, denn die versprochene Reservierung wurde nicht ausgeführt, so dass die Gruppe über zwei Wagen verstreut Platz nahm. Nach Abfahrt des Zuges stieg der Puls des Tourenleiters erneut an, verkündete doch die fahrzeuginterne Anzeige „Nächster Halt: Oensingen“. Das ist eine Station weiter als unser Umsteigebahnhof Olten. Nach ca. 15-minütiger Fahrt hüpfte die Anzeige gar wieder zurück nach „Zürich HB“. Einige Schreckmomente später war sich der Tourenleiter jedoch sicher, in den richtigen Zug eingestiegen zu sein.

Die Fahrt verging durch das oftmalige Umsteigen rasch, in Zell LU bestiegen wir das Postauto nach Luthern, einem Dörfchen in der Region Willisau. Der Dorfkern von Luthern gilt als der schönste weitherum. Die Pfarrkirche und die umliegenden Häuser mit Pfarrhof, Zehntenscheune und Gemeindehaus gehen auf die Bautätigkeit des Klosters St. Urban zurück und wurden 1752 bis 1781 erbaut. Die Kapelle auf dem Heuberg, das sogenannte Heubärg-Chäppeli oberhalb von Luthern Dorf ist den vierzehn Nothelfern geweiht und wunderschön gelegen.

Nach dem obligaten Startkaffee im verbliebenen Gasthaus „Krone“ ziehen wir los. Sechs Routen führen zum aussichtsreichen Hauptgrat, der sich vom Ahorn zum Napf hinzieht. Wir wählen den Aufstieg über Höchstutz (der Name verrät, dass es gleich „zur Sache geht“), dann mit mässiger Steigung über den sonnigen Rücken der Werniseggen. Nach zweieinhalbstündiger gemütlicher Wanderung erreichen wir den höchsten Punkt, wo wir auch den Lunch einnahmen. Neben einer Picknick-Gelegenheit bieten sich auch zwei Gasthäuser in der Nähe zur Einkehr an: Ahornalp (www.ahorn-alp.ch) und die Alpwirtschaft Brestenegg (www.brestenegg.ch). Etwa die Hälfte der Gruppe entschied sich für das Picknick unter freiem Himmel mit anschliessendem Kaffee in einem der Gasthäuser; die andere Hälfte steuerte zielstrebig in die Alpwirtschaft Brestenegg und liess sich dort kulinarisch verwöhnen.

Die angesetzten zwei Stunden Mittagszeit erwiesen sich als genau richtig. Der Weg nahm den weiteren Verlauf auf dem Kamm westwärts zur Fritzeflue, einem Strassenübergang mit einem kurzen Scheiteltunnel zwischen Wasen i.E. und Eriswil. Diesen liessen wir aber schon vorher links liegen und wanderten auf Feld- und Waldwegen, welche sich für gemeinsame Gespräche eignen, dem Ziel Eriswil entgegen. Ein Teil der Gruppe liess es sich jedoch nicht nehmen, einen kurzen Abstecher zur Fritzeflue zu machen. Der Hinweis des Tourenleiters, dass sich dort nichts Besonderes ausser einer Nagelfluhwand befände, vermochte den spontanen Impuls nicht zu tilgen. Da die beiden Wege weiter unten sowieso wieder ins gleiche Waldsträsschen einmünden und wir im Zeitbudget gut dran waren, stand dem Vorhaben nichts im Wege. Da auch im angestrebten Endpunkt der Wanderung, Eriswil, das Beizensterben grassiert, bot sich beim Panoramarestaurant Fritzenfluh (www.fritzenfluh.ch) nach ca. einstündiger Marschzeit seit dem Mittagshalt nochmals eine letzte Gelegenheit, sich bei Kaffee und Kuchen oder einem Coupe zu stärken, bevor wir mit abermalig einstündiger Marschzeit zur Bushaltestelle in Eriswil aufbrachen. Von dort brachte uns der Bus nach Huttwil, wo die Heimfahrt auf der Schiene angetreten wurde.

Alles in Allem eine gelungene Wanderung in einem reizvollen Gebiet, das den meisten TeilnehmerInnen bis dato nicht gross bekannt war.

Der Tourenleiter und Berichterstatter:

Magnus Mattli