Tourenbericht Altmann (SG)

Das ist einmalig oder zumindest sehr ungewöhnlich: Der Alpenclub lässt sich auf einen 2500 m Gipfel hochfahren. So bequem ist die Anreise zur Bergtour vom 9. September 2018. Allerdings sind gemäss Tourenausschreibung durchaus noch einige Höhenmeter vorgesehen. Bevor wir uns aber in die felsige Aussenwelt begeben, gibt es entsprechend dem Geheimtipp von Oskar noch einen Startkaffee im gemütlichen alten Hotel, das über eine bequeme Fussgängerpassage vom Wahrzeichen des Säntis her erreichbar ist.

Dann geht es los in den frischen Wind und die strahlende Morgensonne. Die Aussicht auf fantastische Felsengrate und in der mittleren Ferne auf den Altmann ist grandios! Doch kaum haben wir den Fuss auf den zackigen Grat gesetzt, werden wir vom Angstdrachen angegriffen und verlieren unser geschätztes weibliches Tourenmitglied. Oskar entreisst dem Drachen sein Opfer und bringt es in die Seilbahnstation zurück.
Wir sind nicht alleine unterwegs und deshalb beten wir ständig die „Guten Morgen“-Mantra, derweil wir auf dem Lisengrat mal aufwärts, mal abwärts steigen. Und immer wieder bleibe ich stehen, um „Ahh!“ und „Wow!!“ zu staunen und mit meiner Kamera alles einzufangen.

Auf dem Rotsteinpass machen wir eine Pause vor dem grossen dunklen Schatten. Den Kopf in den Nacken zurückgeknickt, scheint mir die Felswand wie eine kleine Eigernordwand. „Allerdings etwas besser gesichert“, meint der Tourenleiter. Ich finde es faszinierend, dass diese Wand für einen bergsteigertechnischen Knirps wie mich begehbar ist. Die straff verankerten Stahlseile und die geschlagenen Tritte und betonierten Eisen sorgen für ein sicheres Vergnügen. Und das teilen wir mit vielen anderen, die ebenfalls diese gute Idee hatten, hierher zu kommen.

Oben empfängt uns die Sonne und ein relativ flacher Weg führt zum Altmannsattel hinüber. Der Altmann zeigt sich von der düsteren Seite. Nicht nur liegt die Nordwand im Schatten, sondern die Wolken verschleiern auch die Sonne. Man muss nicht alles erlebt haben, sage ich mir, und so schaue ich den drei ACP-Bergprofis bei ihrem Aufstieg durch die fast überhängende Wand nach. In der Zwischenzeit steige ich ein Stück nach Nordosten ab auf einer gesicherten Felswand und dann wieder zurück, um ein Stück nach oben auf dem steilen Grasbuckel mit Aussicht zu warten.
Als die anderen zurückkommen und ich sie frage, was sie gesehen haben, antworten sie, nicht viel mehr als ich. Obwohl es sich angeblich nicht besonders gelohnt habe wegen der Aussicht, scheinen mir die drei Kameraden durchaus zufrieden zu sein.
Dann geht es zurück zur Wegverzweigung und weiter auf dem Grat Richtung Süden, Richtung Jöchli. Es fällt nicht schwer, die Mittagsrast an einem Platz mit tollem 360°-Panorama zu machen. Eine Besonderheit ist das 50 cm grosse Gipfelkreuz. Es ist mit Hilfe eines Stricks aus zwei knorpeligen Aststücken konstruiert. Wenn man sich auf den Boden legt, dann kann man sogar ein Foto vom Altmann schiessen, bei dem der Gipfel vom Holzkreuz überragt wird.

Der Weg wird nun einsamer und schwieriger. Wir suchen unsere Tritte zwischen Blöcken hindurch, an Hängen vorbei zum Jöchli. Nach dem letzten Aufstieg begegnen wir ein paar Steinböcken. Sie scheinen es zu geniessen, fotografiert zu werden. Von Weglaufen keine Spur.
Danach geht es runter, und zwar wirklich runter. Wir absorbieren in konzentrierter Form alle die Abstiegs-Höhenmeter, von denen uns die Toureneinladung so viele in Aussicht gestellt hat. Der Anblick der umliegenden Berge wird umso eindrücklicher, je weiter unten wir sind. Wir durchsteigen zwei weitere eindrückliche Felsstufen, bis wir endlich auf der Strasse ankommen, die zur Seilbahnstation Gamplüt führt. Alle geniessen den letzten Kilometer im Flachen.

Noch bequemer wird es, als wir unsere Fatbike-Trottinetts an der Bergstation erhalten und auf der Bergstrasse mit röhrenden Stollenreifen ins Tal sausen. Oskar zieht es vor, die drei „Jungen“ alleine Trottinett fahren zu lassen und steigt in die äusserst behäbig fahrende Gondel. Und er ist als erster unten. Schliesslich bleibt uns noch eine nette halbe Stunde im Restaurant, um einen Eiskaffee, ein Holunder-Parfait oder etwas Anderes zu geniessen. Hätten wir nicht Verpflichtungen zu Hause, würden wir glatt in Wildhaus bleiben, um weitere schöne Tage im Alpstein zu verbringen.

Für den Tourenbericht:
Werner Roshardt