Alpenclubwanderung vom 15. Juni 2019

 

Das zwei Tage zuvor geführte Telefonat mit dem Touristenbüro Thusis hat mich zwecks Durchführung schon etwas verunsichert. Anstelle unkorrekter Aussagen wäre es wohl von der Dame angebrachter gewesen, mir Kontaktdaten von Personen anzugeben, welche konkrete Informationen über die örtlichen Verhältnisse besitzen. Willi vom Gasthaus Piz Beverin auf dem Glaspass sowie die Wirtin vom Rathaus in Safien Platz haben mich dann genauer aufgeklärt.

Bestens gelaunt versammeln sich fünf Alpenclübler und zwei Gäste früh morgens am Bahnhof Pfungen. In Zürich hat sich noch Christina zu uns gesellt. Die Wettervorhersage hat Sonnenschein mit lockerer Bewölkung versprochen. Mit Zug und Postauto erreichen wir Safien Platz. Der Chauffeur vom Postauto verteilt noch Geschenkkarten anlässlich dem 100-Jahre-Jubiläum Postauto in Graubünden. Als Dankeschön enthalten die Karten zwei 85er-Marken.

Selbstverständlich ist im Gasthaus Rathaus beim Ausgleichsbecken der Kraftwerke Zervreila ein Startkaffee eingeplant, wenn auch nur kurz. Der Wanderweg führt uns am unteren Teil um das Becken und danach folgt der steile Aufstieg durch den schönen Chilchawald Richtung Walsersiedlung Innerglas. Der erste und schattige Teil des Weges ist von den Regenfällen der vergangenen Woche noch etwas feucht. Weiter oben lichtet sich der Tannenwald und Sonnenstrahlen dringen durch das Nadeldach. Beim Aufstieg erhaschen wir immer wieder den Anblick auf die gegenüberliegende Bergkette vom Safiental.

Kurz vor Innerglas, auf der Ebene angekommen, öffnet sich uns ein Panorama mit saftigen Alpweiden und Bergen. Wir erblicken den Hoch Büel und dahinter den Piz Beverin. Rechts davon das Carnusatal mit dem gleichnamigen Bach und am Talende den Carnusapass. Weiter rechts der Blick auf das Verdus- und dahinter das Carnusahorn. Die Gipfel sind immer noch recht mit Schnee bedeckt. Der Weg führt rechts haltend an Innerglas vorbei nach Ausserglas. In den Wiesen rechts und links des Weges blühen prachtvoll die Trollblumen, Anemonen etc. Weiter vorne ein Wiesenstück dicht gespickt mit der Orchidee Knabenkraut.

Bei Ausserglas, kurz vor dem Glaspass, folgt die Abzweigung Richtung Hoch Büel. Der ganze Hügel ist überwachsen mit Alpenrosen und Heidelbeer-sträucher. Nur, vor einem Jahr hat es um diese Jahreszeit in voller Blütenpracht gestrahlt, jedoch heute sind lediglich Knospen zu entdecken. Kein Wunder, war der Hang vor kurzem noch mit Schnee bedeckt. In den Mulden ist das kühle Weiss immer noch anzutreffen. Dafür zieren entlang des Bergweges herzige Stiefmütterchen. Die Stellen, wo die warmen Temperaturen den Schnee erst vor kurzem besiegt haben, sind übersät mit unzähligen Krokussen. Oskar und René entscheiden sich, zwischen den Alpenrosenbüschen auf wegloses Gelände abzuzweigen, sozusagen auf Entdeckungstour. Was sie gefunden haben (oder nicht), bleibt deren Geheimnis.

Auf dem Hoch Büel, am Fusse des Piz Beverin, machen wir unseren verdienten Zmittagrast, zwischen Schneeresten und vertrocknetem Kuhfladen vom Vorjahr. Unser Blick gleitet auf die gegenüberliegende Seite, den Glasgrat und Heinzerberg. Auch ist unser Tagesziel «Tschappina» und im Tale Thusis mit der dahinterliegenden Bergkette zu sehen. Die Weitsicht ist zwar getrübt und wird zusätzlich durch die leichte Bewölkung eingeschränkt. Der Anblick auf bekannte Berggipfel bleibt dem Kenner jedoch nicht vorenthalten.

Nach der Mittagspause führt uns der Bergweg auf der linken, und zwar der Nordseite, abwärts, wieder Richtung Glaspass. Der obere Teil ist auf dieser Seite noch recht nass. Kleine Bächlein, gespiesen vom Schmelzwasser, fliessen teilweise auf dem Bergweg abwärts. Kurz vor dem Glaspass zweigen wir nach Masügg ab. Bei der idyllisch gelegenen Alp Masügg rasten wir kurz, geniessen den Bergfrieden und füllen unsere Trinkflaschen beim Brunnen vor der Alp mit herrlich kühlem Alpwasser.

Unterhalb der Masügg vor dem Foppawald erreichen wir nun den besagten Hangrutsch. Die obere Erdschicht ist wegen der vergangenen Regenfälle ins Tobel der Weissen Nolla gerutscht. Der schmale Trampelpfad auf dem rutschigen und beweglichen Geröll ist mit der nötigen Vorsicht gut passierbar. In diesem Punkt bestätigt sich die Aussage von Willi. Jedoch was die Länge betrifft, sind die Angaben masslos übertrieben. Anstelle der 20 Meter rekognoszieren wir lediglich ca. sieben bis max. acht Meter. Der Weg führt nach der rutschigen Passage nun durch den romantischen Foppawald abwärts zur Schwarzen Nolla. Um nasse Füsse zu vermeiden, platziert Oskar noch zwei Steine im Bach. Mit den zusätzlichen Tritten ist die Schwarze Nolla problemlos zu überqueren.

Anschliessend wandern wir gemütlich den letzten Teil auf dem breiten und flach verlaufenden Flurweg durch den Studenwald nach Tschappina. Kurz vor halb vier in Tschappina eingetroffen, ist zu unserer Überraschung das Restaurant Alpina geöffnet, und es gibt zum Abschluss doch noch einen kühlen Durstlöscher. Vielleicht wurden die Öffnungszeiten in der Zwischenzeit etwas angepasst, wer weiss.

Mit Postauto und Zug erreichen wir Pfungen eine Stunde früher als geplant. Zu unserem Glück, denn nach acht Uhr abends hat das angekündigte Gewitter mit kräftigen Regenfällen auch Pfungen erreicht.

Mit gut gelaunten Teilnehmern haben wir einen erlebnisreichen Tag in reizvoller Umgebung verbracht. Herzlichen Dank.

Irene Modena