Naturkundlicher Höhenweg vom 18. Juli 2020 im Schächental (UR)

Nachdem der letztjährige „Stadtspaziergang“ trockenen Fusses durchgeführt werden konnte, lud „Rainman“, also known as Magnus Mattli zur diesjährigen Sommerwanderung in seinen Heimatkanton Uri ein. Die Ausschreibung bot zahlreiche Auf- und Abstiegsvarianten an, denn das Schächental zählt nicht weniger als zehn Seilbahnen, welche zur Erschliessung der Alpen gebaut und somit auch touristisch genutzt werden können. Nachdem der Tourenleiter im Jahre 2012 den Schächentaler Höhenweg angeboten hat, welcher auf der Sonnseite des Tales verläuft, ist diesmal die Nordseite dran, dort schlängelt sich der naturkundliche Höhenweg von der Kapelle des Klausenpasses über die Alpen Chammli, Oberalp, Niederalp, Wannelen, Trogen und Brunni bis nach Unterschächen. Der Weg ist technisch nicht anspruchsvoll, zieht sich aber gehörig (17 km). Um für jede(n) etwas dabei zu haben, kann diese Tour mit zwei Seilbahnen abgekürzt werden: Aesch – Oberalp oder Ribi – Wannelen.


Sodann liessen sich die interessierten Alpenclübler nicht lange bitten, der Tourenleiter zählte am Vorabend der Tour 14 Anmeldungen und war damit etwas überrumpelt. Es folgten im Vorfeld noch zwei kleine Anpassungen an der Tour, sodass diese auch mit einer grösseren Gruppe machbar sein sollte und der Zeitplan nicht gänzlich aus dem Ruder läuft.

Schon die Hinfahrt zog sich gehörig; wir waren insgesamt über drei Stunden mit dem ÖV unterwegs. Der Kanton Uri ist ringsum von einem Alpenkranz umgeben, sodass man sich diesem Kanton im Mittelalter nur durch Überquerung eines Alpenpasses oder per Schiff auf dem Vierwaldstättersee annähern konnte. Die kühn angelegte Axenstrasse gab es damals noch nicht. Sodann wählten wir den Zugang über den Klausenpass, was eine Abfahrt in Pfungen um 05:46 Uhr notwendig machte, um gegen neun Uhr die Passhöhe erreicht zu haben. Die Fahrt von Linthal über den Urnerboden ist immer wieder ein Erlebnis, ergeben sich doch oft schöne Tiefblicke ins Tal.
Auf der Passhöhe angekommen, konnte man sich nach der langen Anreise noch erleichtern; während der Wartezeit zu den Toilettengängen erzählte der Wanderleiter von der Sage, wie es dazu kam, dass der „Urnerboden“ eben noch zum Kanton Uri gehört.
Ohne den obligaten Startkaffee brachen wir auf und erreichten nach 45 Minuten Fussmarsch die erste Alp, Chammli, von der unser Weg fortan immer mehr an Höhe verlor. Beim Stäubenbach trafen wir auf ein Rudel muntere und neugierige Geissen, welche den Kontakt zu Menschen sichtlich genossen. Nachdem wir eine erste Schlüsselstelle gemeistert haben, erreichten wir bei einem kleinen See die Oberalp. Von hier würde sich eine erste Abstiegshilfe (Seilbahn) anbieten, welche jedoch nicht in Anspruch genommen wurde; zu sehr lockte die schöne Alpenflora und die Aussicht, frischen Bergkäse direkt ab Erzeuger zu kaufen. Die grosse Verteilung des Wanderfeldes, d.h. von der Spitzengruppe bis zum Schlusslicht, veranlasste den Tourenleiter, ab hier die Gruppe aufzuteilen: Die etwas schnelleren Geher und die „Genusswanderer“. Nächster Fixpunkt für alle sollte die Abfahrt des Postautos in Unterschächen um 15:48 Uhr sein.

Sodann eilte die Performance-Gruppe dem Zwischenziel Wannelen entgegen, wo eine halbstündige Mittagsrast vorgesehen war. Die Genusswanderer liessen sich auf dem Wegstück mehr Zeit; ebenso bei der Mittagspause. Nachdem sich einige Teilnehmer der Leistungsgruppe auf der Alp Wannelen noch mit Bergkäse versorgt haben, brachen wir wieder auf, um das letzte Teilstück in Angriff zu nehmen, und zwar die zuerst eben verlaufende Traverse zur Trogenalp, gefolgt vom Steilabstieg über 700 Höhenmeter hinunter ins Brunnital.
Von den Genusswanderern haben alle die Seilbahn nach Ribi benutzt, um ins Tal zu gelangen. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass diese schon auf der schönen Terrasse des Hotels Alpina in Unterschächen sassen und gemütlich einen Eiskaffee schlürften, während der Rest der Gruppe eine Viertelstunde früher als geplant, ebenfalls in Unterschächen eintraf. Speziell erwähnen möchte ich, dass Berti Lienhard die ganze Tour, d.h. die 17 km zu Fuss bewältigt hat. Am Scheideweg auf der Trogenalp verspürte sie Lust, doch das Brunnital auszulaufen. Gemäss Wegweiser war für diese Unternehmung eine Stunde zusätzlich einzurechnen. Der Tourenleiter hat auf diesen letzten „Schlungg“ zugunsten einer etwas längeren Zvieripause verzichtet. Berti kam aber trotz des Mehrweges auch noch in den Genuss einer Erfrischung.

Gut gestärkt und alle wieder glücklich vereint, machten wir uns dann auf den Weg zur Bushaltestelle, wo uns ein Fahrzeug der Auto AG Uri nach Flüelen Bahnhof transportierte. Dieser Bahnhof soll im nächsten Jahr durch den neuen Kantonsbahnhof Altdorf abgelöst werden – völlig widersinnig, besteht doch in Flüelen Anschluss an die Schiffe des Vierwaldstättersees.
Der Grund, warum wir das schöne Schächental bereits mit dem Postauto um 15:48 Uhr verliessen, lag darin, dass der Tourenleiter die Verbindung mit dem IR46 favorisierte: Dieser Zug beginnt in Erstfeld und würde so voraussichtlich genug Platz bieten, ohne diese lästigen Reservierungen tätigen zu müssen. Die Variante des um eine Stunde später verkehrenden Zuges wurde schon in der Planungsphase verworfen, da in Arth-Goldau auf den aus Italien kommenden Eurocity hätte umgestiegen werden müssen: Im internationalen Verkehr werden keine Gruppenreservierungen vorgenommen und der Zug ist chronisch überbesetzt, dieses Fiasko wollte der Tourenleiter den Teilnehmern ersparen.

Ein kleiner Wermutstropfen blieb dann doch noch am gelobten IR46 hängen: Im letzten Wagen, in dem wir uns befanden, funktionierte die Klimaanlage nicht richtig: Es war schon ziemlich warm und dann noch mit der obligatorischen Schutzmaske vor dem Gesicht: Kein angenehmes Reisen… Trotzdem erreichten wir pünktlich und sicher wieder unseren Heimatbahnhof Pfungen, nachdem uns bereits in Arth-Goldau und Zürich HB die ersten Mitglieder verlassen hatten.


Zurück bleiben die vielen schöne Eindrücke einer facettenreichen Tour; angefangen bei der Passüberfahrt über den Klausen, um überhaupt in den Kanton Uri vorrücken zu können, neugierige Geissen auf der Chammli-Alp, die herrliche Alpenflora, der Genuss von frischem Alpkäse, das „Machtspiel“ zwischen der Sonne und der Restbewölkung, die Talfahrt in einer „Kalberkiste“ sowie der genüssliche Zvieri auf der Terrasse des Hotels Alpina in Unterschächen. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch bei Peter Rappel, Ruth Mühle sowie Burgi Meier, welche sich spontan als Hilfstourenleiter zur Verfügung gestellt haben. Ohne ihren Einsatz wäre diese variantenreiche Tour nicht möglich gewesen: Merci beaucoup.

Der Tourenleiter:
Magnus Mattli