Hochtour Tödi, Piz Russain Freitag 07.09. bis Sonntag 09.08.2020 

An diesem Wochenende setzten wir eine Tour um, welche der Alpenclub Pfungen bereits vor 100 Jahren machen wollte. Den Tödi von der Punteglias Hütte zu besteigen, galt damals als sehr strenge und auch schwierige Tour, was die Mitglieder damals zum Verzicht entschieden.

Auch nach 100 Jahren wurde die Tour als anstrengend, aber nicht als schwierig ausgeschrieben. Ich denke, dass das heutige Material uns doch einiges Hilfreicher zur Seite steht als vor 100 Jahren. So haben 8 Hochtouren begeisterte das Abenteuer am Freitag 07. August in Angriff genommen.

07. August Tag 1, der Hüttenzustieg:

In der Ausschreibung wurde am ersten Tag 1500 Meter aufstieg angepriesen, was viel ist, wenn man bedenkt, dass am Folgetag doch nochmals 1500 Meter anstehen. In diesem Jahr viel die Anreise mit dem ÖV der Maske zum Opfer, keiner wollte 4 Stunden in diesen Lappen atmen. Daher erfolgte die Anreise mit dem Auto und wir trafen uns um 10:00 Uhr in Truns in einem Café. Gestärkt setzten wir uns in zwei Autos und führen doch gleich mal 850 Meter aufwärts bis zur Alp da Schlans auf 1727Meter. Für gerade mal 7.- CHF kann diese Privatstrasse befahren werden und parkiert wird im Schatten der Tannen, so ist bei der Rückkehr das Auto nicht überhitzt. Das grösste Plus, wir konnten so gleich 700 Höhenmeter Aufstieg einsparen und unsere Kräfte für den Samstag sparen.

Zuerst führt der Wanderweg über Wissen und durch Wälder bis zur Alp Punteglias ins Val Punteglias. Übrigens die Gruppe setzte sich aus 5 ACP Mitgliederinnen und Mitglieder sowie 3 Gäste zusammen und das Durchschnittsalter würde ich so um die 40ig schätzen, also eine ganz wilde Runde. Noch eine Anmerkung, der älteste der Runde mit 58 kann den wilden locker das Wasser reichen mit seiner Erfahrung und Technik, besonders beim Befahren mit Wanderschuhen der Schneefelder.

Im Val angekommen war es genau Mittagszeit und wir machten es uns an der Ferrera gemütlich und erleichterten unseren Rucksack um etwas Proviant. Waren die Bäuche voll wartete man auf das «so» des Tourenleiters, was soviel bedeutet wie, es geht weiter. Wir folgten dem Plateau weiter und das Tagesziel die Puntegliashütte thront am Ende über der Felswand, in welcher die Ferrera ins Tal braust. Unten an der Felswand verlässt man den Wanderweg und folgt dem Pfad zum Einstig in den leichten Klettersteig. Dieser Familienklettersteig führt über drei Abschnitte bis kurz unter die Hütte. Nach ca. einer Stunde kann man die feinen Kuchen riechen die Brigitta, die Hüttenwartin immer selbst und reichlich bäckt. Angekommen in der Hütte auf 2309 Meter freuen wir uns auf eine kühle Erfrischung und geniessen das schöne Wetter und Aussicht. Um 21:30 Uhr sind die letzten im richtigen Bett, der Wecker wird uns um 02:25 Uhr aus dem Schlaf reissen.

08. August Tag 2, der grosse Tag zum Tödi:

Die Vorfreude ist Gross und alle stehen sofort auf und machen sich bereit damit wir um 03:15 Uhr die Hütte verlassen können. Das Frühstück ist bereit und wir stärken und mit Tee, Kaffee, Brot und Müesli. Pünktlich und vor den andern Seilschafften starten wir in die sternenklare Nacht und werden bereits nach wenigen Minuten Zeugen eines Himmelsschauspiel. Am Freitag 07. August wurden 57 Satelliten des Projektes «Space X» in die Erdumlaufbahn geschossen, diese Satelliten Linie war genau um 03:27 Uhr über dem Val Punteglias zu sehen.

Wir folgten dem Tal zuerst ohne Steigung in Richtung Norden, schon bald folgend über die Moräne nach Westen zur Fuorcla da Punteglias. Die Gruppe kommt sehr schnell und still vorwärts, es ist wunder schön ruhig in den Bergen und ausser dem eigenen Schnaufen ist nicht zu hören.

Nach der Fuorcla wird ein kurzes Stück abgestiegen und die Traverse Richtung Gliemsgletscher beginnt. Beim Gletscher angekommen wird angeseilt und wir starten den Aufstieg über, den gegen ende sehr steil werdende, Gliemsgletscher. Langsam wird es hell und wir geniessen den Anblick der Vorboten der Sonne. Der Gletscher endet an der Felswand und wir stehen vor der Schlüsselstelle der Tour, die Porta da Gliems. Es gibt ein Band in brüchigem und plattigem Fels das über 100 Höhenmeter zum Bifertengletscher führt und Dank Ketten den Zugang ermöglicht.

Elegant und stehts gut gesichert erreichen unsere beiden Seilschaften die Porta und wir erfreuen uns an den ersten Sonnenstrahlen des Tages, mit dem Wissen, ab jetzt wird es nur noch wärmer. Wir nutzen den noch harten Schnee und steigen rasch etwas ab und queren zur Hauptroute, welche von der Fridolinshütte kommt.

Es hat noch genügend Schnee und die darunter liegenden grossen Gletscherspalten sind nicht zu sehen. Wir gewinnen rasch an Höhe und erreichen schon bald den Rücken des Tödi, der Grat führt uns Richtung Westen und schon stehen wir um 08:42 auf dem Piz Russain, dem höchsten Glarner mit 3613 Meter.

Alles ist perfekt, alle sind gut oben angekommen, das Wetter ist perfekt und die Aussicht ist einfach gigantisch, Dank der sehr trockene Luft können wir bis zum Monte Blanc schauen. Die Flasche Wein die Thomas Hess auf den Gipfel getragen hat schmeckt in dieser Arena umso besser.

Oben ist nicht unten und nach einer Pause starten wir den Abstieg über dieselbe Route. Wenn kein Wind geht ist es nun drückend heiss und der Schweiss muss oft von der Stirn gewischt werden. Die Porta ist auch im Abstieg nicht ohne, die Gruppen meisten dies perfekt mit der nötigen Ruhe und der richtigen Seilhandhabung. Noch über den Steilen, über 30° Steilen Gletscher und wir erreichen wieder steinigen Boden unter den Füssen.

Nach einer Pause, wir müssen dank stabilem Top Wetter nicht pressieren, geht es zurück zur Fuorcla da Punteglias. Das dahinter liegende Schneefeld lädt zum Skifahren ein und es werden so rasch an Höhenmeter gewonnen. Einige wählten dennoch den steinigen Abstieg, da sie der Fahrt auf dem Schnee mit Bergschuhen noch nicht ganz Meister sind. Auf der Moräne legten wir noch ein kleines Nickerchen ein und meinten dann die feinen selbstgebackenen Kuchen von Brigitta zu riechen. Dies war Grund genug rasch zur Hütte abzusteigen und nach gut 11 Stunden Tour schmecken diese Kuchen einfach noch viel besser.

Jetzt geniessen wir den Nachmittag mit entspannenden Momenten bei Schlaf, Wein, eisigem Bad oder einem guten Gespräch.

09. August Tag 3, Piz Posta Biala und Abstieg

 

Der Heutige Tag zeigt sich erneut von der Top Wetter Seite und wir haben vier Ziele, die wir erreichen möchten. Das Erste Ziel ist der Gipfel des Piz Posta Biala, welcher von der Hütte aus im Westen zu sehen ist. Das tolle an diesem Berg ist, dass es kaum Wege und Markierungen hat und man sich in der wilden Bergwelt sehr schnell als Pionier fühlt. Wir erreichen nach der Hütte die Grasshänge welche noch Wildpfade hat und uns zu Blockfelsen führt. Anfangs noch Steinmänner, die die Richtung weissen ist man schnell auf sich selbst gestellt. Wir steigen über Felsen und Geröll hoch und erreichen ein Plateau, welches noch im Schnee liegt, darunter sind noch die letzten Überresten eines Gletscher, der der Klimaerwärmung schon bald komplett weichen muss.

Wir gewinnen Danke dem Schneefeld rasch an höhe und erreichen den Kamin, welcher in brüchigen Felsen zum Grat führt. Noch einige Meter aufsteigen und wir erreichen das Gipfelkreuz. Als Belohnung gibt es eine Hammer Aussicht, welche wir wieder mit einem Flasche Wein geniessen können, Danke Thomas Knecht für den Tropfen. Genügend Zeit haben wir, um es richtig geniessen zu können und die Seele baumeln zu lassen.

Wir steigen wieder auf derselben Route ab, und gewinnen Dank vielen Schneefeldern sehr gelenkschonend an Höhe. Auch für ungewohnte Schneefeldfahrer bietet das Gelände die Möglichkeit an der Technik zu üben und erste Abfahrtserfolge zu feiern.

Schon bald erreichen wir das zweite Tagesziel, nämlich die Kuchen von Brigitta zu geniessen. Mittags verliessen wir die Hütte und kehrten über den Wanderweg zurück zu den Autos und erreichen das dritte Ziel, dass alle wieder zurück ins Tal kommen. Nach der Heimfahrt erreichten wir auch das vierte und wichtigste Ziel, dass alle gesund und mit vielen tollen Erlebnissen wieder zu Hause anzukommen.

Herzlichen Dank an Ina, Jürg, Johannes, Roman, Daniel, Thomas und Thomas, es hat Riesen grossen Spass gemacht mit euch Zeit in den schönen Bergen zu verbringen.  

Der Tourenleiter

Thomas Senn