Bergtour Mont-Fort-Hütte vom 22./23.08.2020

Samstagmorgen früh bei beginnender Dämmerung treffen sich eine aufgestellte Schar von sechs Wanderer am Bahnhof Pfungen. Mit dem ÖV und Gesichtsmaske reisen wir zu unserem Ziel Siviez. Unterwegs gesellen sich drei weitere Wandermutige zu unserer Gruppe.

Der Himmel zeigt sich wolkenverhangen und während der Postautofahrt nach Haute-Nendaz bespritzt eine von Westen herkommende Gewitterfront die Frontscheiben, zur Freude der Scheibenwischer. Glücklicherweise zieht das Tief rasch gegen Osten weiter und just bei Eintreffen in Siviez ist das Ganze vorbei. Lediglich der Sessellift, mit welchem wir anschliessend bequem nach Tortin gondeln, zeugt vom Gewitter. Er glänzt zwar mit einer Haube, jedoch die Sitze sind trotzdem leicht feucht.

In Tortin wird die Gruppe geteilt. Denise und Werner begrüssen den direkten Weg mit Kurt über den Col de Chassoure zur Mont-Fort-Hütte. Der Rest folgt mir auf die längere Tour über den Dents Rousses, Tsans Ferret und Pointe de Champ Ferret. Da die Gruppe mit Kurt zuerst noch einen obligaten Startkaffee genehmigen, ist Oskar der Entscheid schwer gefallen, hat er doch den Kartonbecher-Kaffee im Zug verschmäht.

Bei immer besser werdendem Wetter zieht meine Gruppe ohne Startkaffee los Richtung Dents Rousses. Schon bald müssen die Jacken im Rucksack verstaut werden. Der Weg schlängelt sich auf Alpwiesen aufwärts, unterbrochen mit sprudelnden Bächlein mit kühlem Bergwasser. Nach ca. 1 1/2 Stunden erreichen wir das Plateau des Dents Rousses. Die fällige Mittagspause ist angesagt.

Der Bergweg führt nun auf dem mit kleinen und grossen Felsbrocken sowie Stauden bespickten Hang abwärts zum einsamen aber lieblichen Tal Tsans Ferret. Die hier weidenden Kühe getrauen sich für die Futtersuche teilweise recht hoch den steinigen Hang hinauf. Wie es in dieser Gegend üblich ist, haben bei jeder Herde Hirte ihre Zelte aufgeschlagen, bei dieser Herde wacht eine Hirtin.

Auf der Krete von Pointe de Champ Ferret pfeifft ein eisiger Wind um unsere werten Ohren. Auch verdecken einige Wolken oder Nebelfetzen die klare Aussicht auf die umliegenden Berggipfeln. Auf der linken Seite protzen die diversen Bergstationen der Skidestination Verbier. Wir ziehen nach kurzem Verweilen weiter
Richtung Lac des Vaux. Unterwegs entdeckt Christina Edelweiss am Wegrand und bei genauerem Absuchen bemerken wir, dass der felsige Hang mit Edelweiss übersät ist.

Das erste namenlose Bergseelein nutzen Christina und René für ein kühlendes und erfrischendes Bad. Beim Erreichen des zweiten Sees "des Vaux" befinden wir uns inmitten des Skigebietes. Wir steigen hinauf zum Col des Vaux am Fusse des Mont Gelé und folgen dem Bergweg um den Mont Gelé. Bald sichten wir die Mont-Fort-Hütte, unser Nachtquartier, welche stolz auf einer Erhöhung thront.

Kurt mit Denise und Werner bodigen den Bergweg über den Chassoure. Der erste Teil gestaltet sich noch gemütlich im Grünen, danach wird es steiler und steiniger. Der Schlussspurt zum Chassoure hat es in sich, kostet dieser doch recht viel Schweiss. Oben angekommen folgen sie dem Weg zum Col des Vaux und danach ebenfalls um den Mont Gelé zur Hütte.

Zum Znacht kann zwischen Spaghetti und mit einem kleinen Aufpreis Käsefondue gewählt werden. Ich kann nur über das Käsefondue berichten, dieses hat sehr fein geschmeckt.

Bald darauf erreichen wir den Lac du Grand Désert. Dieses idyllische Plätzchen lädt zur Mittagsrast ein. Danach folgt der Abstieg, an der St. Laurenthütte vorbei zum Stausee Cleuson. Die karge und steinige Landschaft wechselt wieder zu grünen mit Felsbrocken durchsetzten Alpwiesen mit diversen blühenden und bereits verblühten Blumen. Auf dem Weg treffen wir auf Denise. Sie stattet der St. Laurenthütte einen Besuch ab.
Beim Abstieg zur Moräne wird auf der rechten Seite der Gletscher Grand Désert sichtbar. Wir überqueren die Moräne, in der Mitte die Schmelzwasser-Seeli und folgen dem Bergweg auf der gegenüberliegenden Seite zum Lac du Grand Désert. Unterwegs bekunden Hinweistafeln die Reichweite der Gletscherzunge zum Zeitpunkt des entsprechend angegebenen Jahrganges. Auch eine Steinbockherde wird entdeckt. Beim Anpirschen von René und Oskar erhebt sich sicherheitshalber der Chef mit seinem mächtigen Geweih und stolziert gemütlich zu seiner Herde, mit argwöhnischem Blick Richtung René und Oskar.Früh am Sonntagmorgen ist Tagwache, ausser für Denise. Sie darf noch etwas weiterschlafen und ist heute alleine unterwegs. Pünktlich um halb sechs - es ist noch dunkel und neblig - marschieren wir Richtung Col des Gentianes. Nach etwa einer Stunde bei beginnender Dämmerung erreichen wir den Abzweiger zum Col de la Chaux. Vor wahrscheinlich nicht allzu langer Zeit ist dieser steinige Aufstieg noch Gletschergebiet gewesen. Gespenstische Nebelfetzen
begleiteten uns beim Aufstieg zum Col de la Chaux und verleihen eine mystische Stimmung.Weiter geht es über Geröll und Felsbrocken, am Petit Mont-Fort-Seeli vorbei zum Col de Louvie. Wir wandern durch eine ganz andere Landschaft, als noch gestern, nämlich karg und steinig aber trotzdem wunderschön und faszinierend. Zwischendurch erhaschen wir die Sicht auf die glitzernde Bergkette, freigegeben von den Nebelfetzen. Es scheint, als ob die Sonne mit den Nebelfetzen spielen würde.

Beim Stausee Cleuson informiert eine Tafel, wohin die diversen Wasserleitungen führen, die Nutzniesser des gestauten Wassers. Eine Wasserleitung reicht sogar bis Zmutt bei Zermatt.Zum Schluss führt uns der Wanderweg wieder zum Ausgangspunkt vom Vortag, nach Tortin. Nach einer verdienten kühlen Erfrischung und/oder etwas Süsses schweben wir, unsere Beine baumeln lassend, nach Siviez, wo wir dann wieder auf Denise treffen.
Der ÖV bringt uns alle, zwar müde aber wohlbehalten und gut gelaunt nach Hause, trotz Schutzmaske.

An dieser Stelle herzlichen Dank fürs Mitkommen. Es war sehr schön mit Euch, zusammen haben wir ein erlebnisreiches Wochenende in reizvoller Umgebung verbracht.

Die Tourenleiterin
Irene