Bericht Bergtour Stockhorn

Samstag 25.Juni
Der Morgen versprach alles, was sich ein Tourenleiter für die Bergtour wünscht. Sichere Wetterprognosen, perfekte Fahrt zum Ausgangsort, beste Gelände-Verhältnisse und 16 motivierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Vom Bahnhof Thun bringt uns das Postauto nach Brodhüsi, kurz vor Wimmis. Zwei Teilnehmerinnen trennen sich hier von uns, um auf dem Wanderweg das Tagesziel Stockhorn zu erreichen. Wir stehen direkt unter der fast senkrecht über uns aufragenden Simmenfluh (1397m). Ein Weg lässt sich aus dieser Position nicht ausmachen. Mit Spannung auf das Klettersteig-Feeling starten wir in die blau-weiss markierte Route, welche in der Karte nicht eingezeichnet ist. Der Aufstieg führt in abwechselnden Passagen steil durch den Wald und durch stellenweise drahtseilgesicherte Felsstufen. Die exponierte Lage bietet immer wieder eindrückliche Ausblicke. Am manchen Orten ist es schon nützlich die Hände zu Hilfe zu nehmen, was uns besonders Spass macht. Nach der anspruchsvollen Steilstufe, die wir in zügigem Tempo durchsteigen, erreichen wir den Adlerhorst (1060m). In luftiger Höhe finden wir dieses Plätzchen sehr angenehm für die verdiente Pause. Ob wohl alle Platz haben in dieser Felsnische? Sicher, meinte Thomas, dies sei eine Fünf-Sterne-Höhle mit Sitzgelegenheit! In Richtung Grat und weiter zum Heiti folgen wir dem abwechslungsreichen Pfad mal auf- und wieder abwärts im Wald, zeitweise im felsigen Gelände und durch bunte Blumenwiesen. Höher steigend passieren wir allerlei Felsformationen, idyllische Plätzchen und mannigfaltige Vegetation. Über Heitihubel, Matte, Steinig Nacki, später leicht ansteigend am Südhang von Nüschlete und Solhore wandern wir nach Walpersbärgli über die Furgge, in Richtung Stockhorn. Auf dem Stockhorn Südgrat bietet sich uns ein herrlicher Weitblick und mächtig ragt der Thuner Hausberg vor uns auf. Nur die höchsten der Berneralpen tragen Wolkenhüte. Mit einem freiwilligen Spurt auf den letzten, steilen Höhenmetern erreichen wir den Stockhorngipfel, minutengenau in der vom Tourenleiter geplanten Zeit. Bei einer willkommenen Erfrischung auf der Aussichtsterrasse resümieren wir über phantastische Tour von gegen acht Stunden mit stolzen 1800 Höhenmetern und einer beachtlichen Länge. Den Blick durch das Felsenfenster hinunter auf das Gürbetal und die Thunersee-Region auf der Nordseite des Gipfels lassen wir uns auch nicht entgehen. In zahlreichen Kehren schlängelt sich der Weg hinunter zum Gasthaus Oberstockensee, wo wir freundlich zu Nachtessen und Übernachtung empfangen werden. Der gemütlich-witzige Hüttenabend machte den Ausklang.

Sonntag, 26. Juni
Ausgeschlafen, gestärkt vom „Alpzmorgä“ und ausgerüstet mit hausgemachtem Alpkäse, starten wir am Sonntag zur zweiten Etappe. Kein Wölkchen trübt den strahlend blauen Himmel.
Die Wanderstrecke entlang und auf der Kette zwischen Stockhorn und Gantrisch ist einer der schönsten Höhenwege im Berner Oberland. Die Route führt vorbei am idyllischen Oberstockensee, umrundet das Stochkorn, steigt ab der Oberen Walalp auf Gratwegen auf und ab, zu den Aussichtspunkten Mönschtelespitz und Homad (2076m). Belohnt werden wir mit einen einmaligen Panoramablick zu Alpengipfeln und Mittelland. Durch ein Meer von Alpenblumen und über abschüssige Hänge erreichen wir den bequemen Wanderweg am Südhang unter der Chrumwandflue. Imposant erhebt sich der Gantrisch vor uns. Inzwischen ist die Temperatur hochsommerlich heiss, die Getränkeflaschen leeren sich im Nu und keine Wasserstelle ist in Sicht. Tourenleiter Oskar weiss jedoch von einem Kiosk auf dem Morgetenpass. Nach dem Gipfelerlebnis Gantrisch werden wir diesem Kiosk mit Freude einen Besuch abstatten. Zuerst geht es auf den Leiternpass, die Lücke zwischen Nünenflue und Gantrisch, wo viel Betrieb herrscht. Einige wählen hier den direkten Abstieg zur unteren Gantrischhütte. Wir andern einigen uns auf ein Rucksackdepot und steigen durch die steile, felsige Flanke auf den Gantrisch (2175m). Oskar hat nicht zu viel versprochen, das Panorama ist unglaublich, man kann sich kaum satt sehen. Zügig, vom Durst getrieben, steigen wir ab und wenden uns westwärts vorbei am Bunker, einem Relikt aus vergangenen Reduit-Zeiten zum Morgetenpass. Am Morgetenpass steht tatsächlich eine Getränketheke. Nochmals einen zufriedenen Blick zurück auf die geleisteten Längen- und Höhenmeter werfen und dann geht es abwärts zur unteren Gantrischhütte, von wo wir mit dem Postauto die schöne Gegend wieder verlassen werden. Bis zur Abfahrt des Postautos bleibt genügend Zeit für ein erfrischendes Bad im kalten Gantrischseeli und eine Pause im Gasthaus, wo die Freunde warten.
Oskar und Mariann sei im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die tadellose, bis ins Detail durchgeplante Organisation und der sehr umsichtigen Leitung dieser originellen Tour ganz herzlich gedankt. Wir waren eine tolle Gruppe, die Tour und das Erlebnis einmalig!

Alpenclub Pfungen            Ruth Mühle