Bericht 2-Tageswanderung Greina 2011

In Chur treffen die letzten Teilnehmer bei der Gruppe ein; insgesamt 26 frohgestimmte acp-Leute besteigen den Zug ins Vorderrheintal. In Rabius warten zwei Alpentaxi, um uns ins Val Sumvitg zu bringen. Halbwegs gibt’s einen Halt bei einem Alpbeizli, wo uns Steffi nett bedient. Verwirrung entsteht, als ein Grüppchen zu Fuss aufbricht und erst nach dem verlassenen Tenigerbad wieder ins Taxi eingeladen werden kann. Beim Ausgleichsbecken Runcahez ist Ende der Fahrstrasse. Hier wird das Wasser des Rein da Sumvitg gesammelt, mit dem Stollen aus Sedrun vereinigt und dem Kraftwerk Tavanasa zugeleitet. Für uns folgt nach längerem, mässigen Anstieg eine markante Steilstufe. Der Bach stürzt sich in Stufen über die glatten Granitfelsen, unmöglich, hier einfach weiter-zugehen. Badewetter ist allerdings nur für Kameras und Handys angesagt. Im besonnten Steilhang fallen etliche Schweisstropfen, musste wirklich das alles in den Rucksack? Endlich scheint die Stufe der Crest la Greina überwunden, die Terrihütte ist in Sicht. Erst folgt aber noch ein netter Umweg, bis der Fuss über die Türschwelle schreitet.

Die Hütte ist vergrössert und modernisiert - und pumpenvoll. Dank dem umsichtigen Hüttenwart finden aber alle einen Schlafplatz, das Nachtessen mundet vorzüglich, nach dem Dessert ist die Stimmung recht ausgelassen. Etliche verlassen die Hütte um den aufsteigenden Mond zu beobachten.

Wetterbedingt ist der Aufbruch am anderen Morgen etwas früher angesagt. Noch bei wolkenlosem Himmel und Blick auf den Tödi steigen wir gemeinsam an den Fuss des Muot la Greina hoch über der Camonaschlucht. Hier wäre etwa die Krone der geplanten, 80 m hohen Staumauer zu liegen gekommen. Glücklicherweise ist die Greinaebene nun unter Naturschutz und die Wiedererwägungsversuche für das Kraftwerkprojekt werden wohl erfolglos bleiben. Zwei Gruppen werden gebildet, die eine steigt zum Fluss ab, um die Ebene in ganzer Länge zu durchqueren, die Anderen übersteigen den Muot la Greina. Die Greinaebene präsentiert sich als verästeltes Kiesschwemmland, teilweise aber auch als hochmoorartiges Grün mit dem Scheuchzerschen Wollgras. Linkerhand grüsst der Piz Terri, rechts lassen kleine Restgletscher Piz Greina und Piz Medel erahnen. In der weiten Ebene kann die zweite Gruppe mit dem Fernglas gesichtet und so die Pausenzeit der beiden Gruppen aufeinander abgestimmt werden. Gegen den Greinapass ändert die Geologie. Vom Piz Terri zieht sich Schiefer bis in die Ebene. Vom Piz Medel winkt der feingeschliffene Aaregranit. Dazwischen liegt senkrecht aufgestellter Dolomit, hier im Gegensatz zur Piora-Mulde in fester Form. Zwei sammeln eifrig kleine Schieferplättchen, pssst: Nicht weitersagen, zur Verwendung als Tischkärtchen.

Aufsteigender Nebel lässt die geplante Rast auf dem Greinapass etwas kurz werden. Der Abstieg wird durch künstliche Steinformationen bereichert: Weisse Steine auf schwarzem Schiefer liefern einen guten Kontrast. Das Labyrinth von Chartres, eine Spirale, ein Herz und andere Muster sind dargestellt. Rasch wird die nahe liegende Scalettahütte erreicht. Alle verteilen sich in und um die Hütte, Suppe und Hüttenkaffee werden genossen. Eine Gruppe beschliesst den vorzeitigen Aufbruch, um die üppig vorhandene Zeit zum Ausdehnen des Abstiegs bis nach Aquilesco zu verwenden, die andere Gruppe vertreibt sich die Zeit mit Spielen, Geniessen und Steinmannbauen. Auch ältere Semester werden ins Kartenspiel „Arschlöchli“ eingeweiht.

Nach einem steilen Abstieg wird die Pian Geirett erreicht, die durch einen privaten Autokurs einmal am Nachmittag bedient wird. Für die wandernde Gruppe wird der weitere Abstieg entlang dem naturbelassenen Brennobach mit unzähligen Ausblicken belohnt. Die Tessiner-Murmeltiere scheinen zutraulicher zu sein. Wohlig ausgestreckt auf warmem Stein lassen sie sich ungern vertreiben. Bald verschwindet aber auch hier der Bach im Stollen, das Wasser fliesst in den nahen Luzzone-Stausee. Nach ein paar Weilern erscheint dann auch die Passtrasse vom Stausee und gleich auch die Bushaltestelle. Wieder vereint steigen wir in den Bus nach Olivone, der uns an-schliessend auf die Lukmanierpasshöhe befördert. Ein Postauto führt uns durchs Val Medel nach Ilanz. Mit dem Zug entlang der Rheinschlucht schliesst sich der Kreis.

Mit einem herzlichen Dank an die Tourenleiterin Ruth Mühle für die umsichtige Planung und die gute Routenwahl endet die einzigartige Wanderung. Der grossen Spannweite in Kondition und Bergerfahrung hat Ruth mit unterschiedlichen Gruppen und Routen Rechnung getragen. Den positiven Kommentaren ist zu entnehmen, dass alle Teilnehmer die Tour genossen haben.

 

Oskar Bollinger