Sommerwanderung Schächentaler Höhenweg

Auf dem Bahnhof Pfungen sind natürlich noch keine zu sehen, und die Hügel sind grau. Die wichtigsten Utensilien der eintreffenden Wanderer sind Schirm und Regenschutz und zum Glück - trotz allem - auch gute Laune.

Die Reise geht über Zürich und Arth-Goldau nach Flüelen. Zur Abwechslung kommt einmal ein Kondukteur vorbei, der nicht nur nach dem Reiseleiter fragt, sondern es genau wissen wolle, wie er sagt. Unsere Ablenkungsmanöver verwirren ihn beim Zählen. Erst nach dem Vorweisen der überzähligen Kollektivmarken verzieht er sich wieder. In Flüelen wechseln wir ins Klausenpass-Postauto. Bald wird klar, dass die Langvariante von der Unteren Balm in derNähe des Passes bis zu den Eggbergen mit veranschlagten sechs Stunden sinnlos ist, auch wenn der Chauffeur uns eine gute Fahrt und Bergsicht wünscht. Darum steigen alle zwanzig Teilnehmer in Spiringen aus. Weil wir Sonne und wunderschöne Berglandschaft endgültig abschreiben müssen, sind wir fast froh um unvorhergesehene Begebenheiten. Dafür sorgt schon zu Beginn die Ratzi-Seilbahn. Eine erste Kabine schwebt hinauf. Dann füllt sich die Gegenkabine und mit dem Klingeln setzt sich auch diese in Bewegung, kommt aber nach kurzer Fahrt wieder zurück. Ja also, noch nie so etwas erlebt. Wir blicken zum Angestellten in seinem Bedienungshäuschen. Der ruft in seinem Urnerdialekt hinaus, die Ersten seien oben gar nicht ausgestiegen. Später erfahren wir, dass die Türe bahnseitig nicht entriegelt worden sei. Im Berggasthaus erleben wir eine weitere Überraschung: Andreas übernimmt den Startkaffee, weil er am ersten, allerdings verschobenen, Termin Geburtstag gehabt hat. Vielen Dank!

In guter Stimmung begeben wir uns nach draussen in den zeitweiligen Regen. Heinz telefoniert mit Magnus und fragt ihn nach den Bergen. Der rät ihm, sich einmal umzudrehen und wenn dann immer noch nichts zu sehen sei, müsse er halt das Schärhorn zeichnen. Mit angeregtem Plaudern ziehen wir auf breiten Wegen davon und nur die Blumen am Wegrand lassen die Köpfe hängen. Nur einmal, so zur Abwechslung, wählen wir einen schmalen Weg durch ein romantisches Töbeli mit dem Hinweis, nicht auf glitschige Holzdielen und Steine zu treten. Trotzdem passiert es: Eine Frau rutscht auf enem leicht schrägen Brett aus und stürzt einige Meter in ein schmales Bachbett hinunter. Arthur, als ausgebildeter Sanitäter, ist sofort zur Stelle und befreit die Frau aus der misslichen Lage. Mit einigen Kratzern hat sie unglaubliches Glück gehabt. Der Nebel wird immer dichter. Kaum zwanzig Meter Sicht. Wir konstatieren, dass sich eine vordere Gruppe verabschiedet hat und wir selbständig agieren müssen. Nächstes gemeinsames Ziel ist das Bergrestaurant Edelweiss. Heiri als Beizentester meint, dieses müsse ganz in der Nähe sein, er rieche so etwas.

Da geht im Haus unterhalb des Weges ein Fenster auf und ein Mann fragt uns, ob wir eine Beiz suchen würden. Ja klar, es ist Mittagszeit. Wir sollen einige Meter zurück und dann schräg hinauf. Keine fünfzig Meter oberhalb des Wanderweges finden wir das angeschriebene Gebäude im Nebel. Dass wir aber die ersten sind, erstaunt uns. Sind die anderen womöglich vorbeigelaufen? Heiri sagt bestimmt "Hier sind wir und hier bleiben wir: Schliesslich habe ich das Portemonnaieund meine Frau in der vorderen Gruppe trägt den Rucksack mit Proviant". Nach einer Weile treffen dann die "Schnelleren" auch ein. Nebel und Gewitter sind schlechte Gesellen für Wanderer.

Am Nachmittag wandern wir sogar durch nebelfreie Gebiete und nach dem Fleschseeli Richtung Eggberge erhaschen wir einen Blick auf den Urnersee. Aus den Kommentaren der Teilnehmer ist herauszuhören, dass eine solche Wanderung immer noch gesünder sei, als daheim vor dem Flimmerkasten zu hocken.

Herzlichen Dank an Oskar und Mariann für die schwierige Organisation.

Erwin Meier

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