Früh aufstehen lohnt sich: Bergtour auf den Rophaien

Nichts wie Nebel gibt es während der Fahrt nach Sisikon zu sehen und dementsprechend sind alle gespannt, ob der Föhn im Urnerland tatsächlich für eine Aufhellung sorgen wird. Aber sicher tut er euch den Gefallen, meint die Postbuschauffeuse, Frau Gisler, herzlich. Sie wünscht uns eine gute Tour nachdem sie uns sicher nach Riemenstalden-Chäppeliberg gefahren hat (Chäppeliberg hat nichts mit Käppi oder „gkäppelet" zu tun, schon eher die kleine Johannes Baptist-Kapelle am Weg)

Kühl wird es in der offenen Seilbahn hinauf nach Gitschen. Die Aufwärmrunde mit dem wohltuenden Hüttenkaffee in der Lideren-Hütte halten wir kurz, um zügig in die Höhe zu kommen. Vorbei am idyllischen Spillauersee steigt der Weg durch die herbstlich gefärbten Matten hinauf zur Lücke zwischen Hagelstock und Siwfass. Noch begleiten uns Sonne und ein warmes Lüftchen. Der Blick zum Alpenkranz und in die Senke der Alp Schön Chulm ist einmalig, auch wenn weisser Nebel weiter unten im Tal liegt und die hohen Gipfel von grauen Wolken umspielt werden. Von Süden rücken mächtige Regenwolken vor. Im Norden ist es immer noch hell über dem Nebelmeer. Hoffentlich hält die Föhnlage so lange, bis wir auf dem Gipfel sind; man müsste die Daumen halten, doch mit Wanderstöcken in der Hand wird es schwierig.

Ohne Pause marschieren wir über die reizvolle Hochebene des Schön Chulm, um die Nordflanke des Diepen und traversieren zum Verbindungsgrat Diepen-Rophaien. Weiter in exponiertem Auf und Ab über fussbreite Pfade hinauf zum Äbneter Stöckli und über den Grat zum Gipfelanstieg. Die ersten Regentropfen erreichen mit uns den Gipfel. Was wir vom Panorama noch sehen können, ist grossartig. Auf stimmungsvolle Tiefblicke auf den Urnersee müssen wir leider verzichten. Obwohl wir den luftigen Platz ganz für uns alleine haben, will niemand etwas von einer gemütlichen Gipfelrast wissen. Sofort die Regenklamotten anziehen, noch schnell ein Gruppenföteli unter dem stattlichen Gipfelkreuz schiessen und ab geht's hinunter bis zum Wegweiser bei P.1900m.

Bereits auf diesem kurzen, steilen Wegabschnitt wird klar, dass der Wildheuerpfad nach Eggbergen bei dieser Nässe keine Option mehr ist. Wir entscheiden uns für den kürzesten Abstieg wieder hinunter nach Riemenstalden. Etwas mühsam, über den teilweise ziemlich aufgeweichten und glitschigen Weg erreichen wir Alplen und gelangen anschliessend entspannt

über den Flurweg ins Tal. Wir tauchen direkt in die Hochnebeldecke ein und gönnen uns um Trost einen Einkehrhalt im Restaurant Chaiserstock

Es gibt nichts zu bedauern. Für die frühe Tagwache wurden wir mit etlichen Sonnenstunden belohnt, den schönen Gipfel haben wir erreicht, gut gelaunt und wohlbehalten sind alle wieder unten. Der Wildheuerpfad hat heute vergeblich auf uns gewartet, doch es ist keine Frage, wir kommen

 

Ruth Mühle

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