Frühlingswanderung auf dem Solothurner Jurahöhenweg 
Balmberg, Röti und Weissenstein (SO)

Sonntag, 26. April 2015
Ausgangspunkt der Wanderung ist Farnern, am Südhang der Jurakette. Willkommen ist der Startkaffee im Dorfrestaurant Jura, bevor wir kurz nach 10 Uhr über Wiesen und Wald auf den Jurarücken aufsteigen. Kurze Zeit später erreichen wir das verwunschen anmutende Plätzchen, auf 1075m, die alte Bättlerchuchi. Nordseitig ragen inmitten wunderschöner Buchen senkrechte Felsen auf, die den Sportklettern einiges bieten.
Zum Namen "Bettlerküche" habe ich zwei Versionen vernommen:

Fahrende Kessel- und Schirmflicker machten hier Rast und erlabten sich an ihren erbettelten oder gestohlenen Sachen. Man hörte sie nicht selten bis ins Dorf hinunter singen und lachen. Das Räuchlein des Lagerfeuers zeigte der Dorfbevölkerung, dass die "Bettler kochten".

Andere Erzähler meinen, der Name Bättlerchuchi stamme aus der Zeit, als die mausarmen Welschenrohrer im 19. Jahrhundert ins Bipperamt kamen, um zu betteln. Auf dem Heimweg hätten sie hier gerastet, sich an einem Feuer gewärmt und etwas aus dem Bettelsack zu sich genommen.

Unser Weg führt weiter durch einen Felseinschnitt, der wie von Menschenhand gemacht scheint. Wer weiss... Es wird ja vermutet, dass schon die Römer diesen Übergang als Saumpfad benutzt haben, da hier römische Münzen gefunden wurden.
Wir folgen ein paar Meter der Strasse und zweigen dann ab zur Fortsetzung des Gratweges. Es gibt immer wieder Ausblicke zu den steil abfallenden Felsen. Der Weg ist wunderschön im abwechslungsreichen Gelände angelegt. Nach der Mittagspause führt der Weg durch Wald, steiniges und liebliches Gelände. Wir folgen diesem bis Hofbergli, via die Anhöhe „Niederwiler Stierenberg“ und weiter zum Rummelplatz Oberbalmberg.
Es ist angenehm, durch den nach Bärlauch duftenden Frühlingswald und über die schönen Felsenpfade zu wandern. Die Aussicht übers Mitteland ist herrlich, wenn auch etwas dunstig. Wie ein Silberband schlängelt sich die Aare unter uns, und in der Ferne verschmilzt der Bielersee direkt mit dem milchigen Himmel. Die Sicht zum vielgerühmten Panorama von Säntis bis Mont Blanc bleibt uns vorenthalten. Obwohl das Wetter zunehmend sonniger wird, verdecken grosse Wolkengebilde die Berge. Trotzdem ist es einfach nur schön hier.
Von Balmberg folgen wir kurz dem Kiessträsschen, immer mit Blick auf unser Ziel, den Röti. Zwei Frauen entscheiden sich für den direkten Weg den Hang der Röti entlang zum Weissenstein, die andern steigen 300 Meter auf den Gipfel, einem hervorragenden Aussichtspunkt der ersten Jurakette. Die Aufstiegsroute ist einfach und gut präpariert mit einem Schneefeld am Nordhang als klitzekleine Herausforderung. Die letzten Meter zum baumlosen, flachen Gipfel führen auf einem Wiesenhang zu Kreuz und Triangulationspyramide. Schlüsselblumen und Krokusse zieren die Matten. Es gibt unendlich viel zu sehen und anhand der Landkarte zu präzisieren. Einmalig ist der Blick über die vielen Jurahöhenzüge und Täler im Norden bis zum Schwarzwald und unter uns das Tal der Dünnern von Welschenrohr nach Balsthal.

Sanft absteigend, erreichen wir das Kurhaus Weissenstein, freuen uns auf einen Schluck „Neuenburger“ und eine Pause. Zum Glück merkt einer aus der Gruppe, dass die letzte Talfahrt der neuen Gondelbahn schon in 10 Minuten angesagt ist. Na dann halt, so fällt die wohlverdiente Pause sehr kurz aus und die Talfahrt geht los. Über die futuristische Holzarchitektur der im Dezember 2014 neu eröffneten Bahnstation wird rege diskutiert. Zum Abschluss geniessen wir einen lohnenden Blick aus der Gondel über das nahe Solothurn.

Vielen Dank an Markus für die prima Organisation. Du hast uns damit - und vor allem dank deiner Einschätzung der Wetterprognose - einen erlebnisreichen Tag und eine bemerkenswert schöne Wanderung geboten.

Ruth Mühle