Vom Isenthal zur Bannalp mit Überschreitung des Chaiserstuel (UR / NW)

Sonntag, 28. Juni 2015
Die Tour ist rekognosziert, die Vorbereitungen gemacht, jede Menge Anmeldungen sind eingegangen, ich schaue Meteo und google voller Zuversicht den örtlichen Wetterbericht, aber dann kommt die bittere Regenprognose für den gewählten Sonntag. Da bleibt nichts anderes übrig, als die Wanderung abzusagen, mit der Hoffnung auf „bessere Zeiten“ am kommenden Sonntag. Spontan sagen elf Wanderkolleginnen und Kollegen ihre Teilnahme an einen zweiten Versuch zu und müssen es nicht bereuen. Bei strahlendem Wetter erreicht die gutgelaunte Gruppe Altdorf. Die Fahrt mit dem Postauto hinauf nach Isenthal ist abenteuerlich mit engen Kurven und spektakulären Ausblicken auf See und Berge. Ohne brenzlige Situation auf der in den Fels gehauenen Strasse erreichen wir Isenthal. Der Postautochauffeur erzählte wahre Schauergeschichten vom Wolf, der sich zur Zeit im Tal herumtreibt, und wir erinnern uns, dass der letze Bär im Kanton Uri hier sein Ende fand.
Auf der lockeren Seilbahnfahrt hinauf zur Sonnenterrasse Gitschenen bekommen wir schon einen Eindruck von der Schönheit der Gegend und unserem Ziel. Angesichts des Urirotstockes ziehen wir nach dem Kaffee los in Richtung Sulztal. Wunderschön erhebt sich die Pyramide des Alpeler direkt vor uns. Begleitet von Kuhglockengeläute steigen wir in der Buntheit der Alpwiesen hinauf zur Sinsgäuer Schonegg. Der Oberalper Grat mit seinem Tor und dem Stockzahn zu unserer Rechten, Maisander und Alpeler links, wirken sehr alpin und bilden eine wunderschöne Kulisse während des Aufstieges.

Die Sinsgäuer Schonegg, der Übergang zur Bannalp, ist ein Wiesengrat auf der Kantonsgrenze zwischen Nidwalden und Uri. Wir wollen zur Bannalp, doch erst nachdem wir den Chaiserstuel überschritten haben. Blau-weiss markiert ist unsere Aufstiegsroute, die sich im herrlichen Zick-Zack dem Oberalper Grat entlang bis Ober Läger aufwärts windet. Wir sind ganz alleine, und das ist so friedlich. Je höher wir steigen, umso eindrücklicher wird die Rundsicht zu den umliegenden Gipfeln. Das eine und andere Schneefeld liegt noch auf den Matten, doch die Blumen erobern zunehmend Terrain. Wir queren ein letztes Schneefeld und machen uns an den Gipfelaufschwung. Bis kurz vor dem Gipfel ist steiles Wiesengelände, nur die letzten Meter sind Felsen, mit der total flachen, grossen Wiese obendrauf. Das ganze liegt wie ein Kissen auf dem Berg, sozusagen das Kissen auf dem Thron. Das Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung sagt, dass der Berg seinen Namen aufgrund seiner markanten, erhabenen Gestalt erhalten hat. Form und Grösse erinnern an den Thron eines Kaisers. Übersetzt ins „Schwyzerdütsch“ daher Chäiserstuel. Oben angekommen, geniessen wir das Panorama und unser Mittagessen immer noch alleine. Bald wird es jedoch lebhaft. Scharen von Wanderern, die den bequemeren Aufstieg von der Bannalp her gewählt haben, lassen sich nun auch auf dem Gipfel nieder. Man ist sich hier nirgends im Weg, so riesig ist das Gipfelplateau.

Nachdem wir dieses landschaftliche Erlebnis erster Güte genossen, den Hunger gestillt, einige sich zu einem Nickerchen ins Gras geschmissen haben, nehmen wir den einfachen Abstieg in Angriff. Selbstverständlich nicht ohne vorher nochmals einen Blick auf die Berge rund um uns zu nehmen. Imposant ragen Urirotstock und die Gipfel der Engelberger Berge in den Himmel und der Brisen mit seinem Klettergrat am Hohbrisen ist zum Greifen nah. In guter Zeit sind die 700 Meter abwärts zur Bannalp auf schönem Weg geschafft. Im strahlenden Sonnenschein und immer mit Blick zu Bannalpsee und Walenstock geht es abwärts. Über den Bietstock zur Rechten müssen wir speziell staunen. Von oben ist er ein recht massiger Brocken mit Grat, von der Bannalp her wird er zu einem dünnen, steilen Zahn. Bei einem kühlen „suure Moscht“ in der Chrüzhütte lassen wir den schönen Tag Revue passieren.Das blaue Seilbähnli, das gelbe Postauto, der rot-weisse Zug der Zentralbahn, die blaue SBB und der weisse Thurbo bringen die tüchtigen, zufriedenen Wanderer nach Hause.

Die Tourenleiterin: Ruth Mühle